Bericht im Berliner Kurier vom 15.11.1996
Ein echtes Schmuckstück steht da in der Werkstatt des Klavier-Meisterbetriebs "Goecke und Farenholtz" in Prenzlauer Berg: "Es ist der vergoldete Original-Flügel des Fürsten Pückler", sagt Meister Christophorus Goecke. Das Instrument stammt aus dem Jahr 1834, steht sonst auf Schloss Branitz bei Cottbus. Goecke: "Sogar Clara Schumann, Franz Liszt und Felix Mendelssohn Bartholdy haben darauf gespielt."
Seit einem Jahr ist der vierköpfige Meisterbetrieb mit der Restaurierung des historischen Flügels beschäftigt. 30.000 DM hat der Konzertverein von Branitz für die Reparatur aufgebracht. Der Resonanzboden war gesplittert, Eisenwrbel, die in den 50er Jahren unfachmännisch eingeschlagen wurden, mussten eretzt werden - sie halten die Saiten gespannt.
"Wir haben außerdem noch fehlende Saiten ersetzt und den gesamten Flügel aufpoliert", sagt Goecke stolz. "Jetzt ist er fertig." Und ausnahmsweise setzt sich der Meister sogar selbst an die Tasten, entlockt dem Pückler-Schmuckstück liebevoll ein paar klassische Töne. Herrlich - dieser sanfte, dunkle Klang! Kein Vertgleich zu den hellen, lauten Flügeln von heute.
"Bei unserem Festkonzert am 22. November, anlässlich unserer Werkstatt-Vergrößerung, wird Professorin Christine Schornsheim aus Leipzig darauf Werke von Beethoven und Schubert spielen", freut sich Goecke. "Dann wird man den Flügel zum ersten Mal seit 40 Jahren wieder hören können." Leider könenn am Freitag nur geladene Gäste zum Konzert kommen. Am Sonnabend, 23. November, gibt's dafür aber einen "Tag der offenen Tür" in der Klavierbauer-Werkstatt (Prenzlauer Allee 36). Meister Goecke: "Da kann jeder den Klavierbauern mal über die Schulter schauen. Zusehen, wie der Deckel eines Flügels mit Schellack poliert wird oder wie der Klavier-Körper aus Buchen-Holz entsteht."