Bericht in der Berliner Zeitung vom 12.11.1999

Zutrauen, sagt Christophorus Goecke, zutrauen würde er es sich schon, ein Klavier zu bauen. Eines, das den Vergleich mit renommierten Marken nicht zu scheuen braucht. "Aber leider bin ich kein Millionär", sagt Goecke und pocht dabei auf das kupfergoldene Metallgeflecht in einem Bösendorfer-Flügel. Diese Gussplatte vereitelt jede Ambition. Sie gehört in jeden Flügel und in jedes Klavier, aber der Prototyp für eine neue Gussplatte kostet einige hunderttausend Mark.

Deshalb verbannt Christophorus Goecke den Traum vom eigenen Klavier in den Hinterkopf, "bis mal ein Mäzen an der Werkstatttür klingelt". Aber auch ohne Mäzene geht die Klingel häufig in den vier Räumen von "Goecke und Farenholtz", untergebracht im Erdgeschoss eines Gewerbehofes abseits der Prenzlauer Allee. "Bevor wir unseren Traum erfüllen können, müssen wir uns einen Namen als Dienstleister machen", sagt Goecke. Er ist für die Reparaturen zuständig, sein Partner Bernhard Farenholtz für das Stimmen der Klaviere und Flügel. Der Name der beiden Klavierbaumeister hat sich in der Szene herumgesprochen. Das liege daran, dass der vor fünf Jahren gegründete Betrieb "ganz streng auf Qualität ausgerichtet ist".

Das lasse sich nur durch harte Arbeit erreichen, sagt Goecke. Ein Blick in die Werkstatt belegt, was er meint. Dort erklingen nicht leichthändig gespielte Chopin-Sonaten, sondern das sonore Brummen von Bohrern, das feine Schaben von Hobeln und das Knirschen von Schrauben, die im Holz verschwinden. Zwei Gesellen und ein Lehrling, ihre Overalls mit einem Flaum von Sägespänen bedeckt, hantieren an einem Flügel herum. "Klavierbauen hat mehr mit Tischlern als mit Musizieren zu tun", sagt Goecke. Deshalb prüft er vorab, ob jemand nicht nur schön Etüden spielen, sondern ebenso versiert mit einem Schraubendreher umgehen kann. Goecke: "Ein Klavierbauer muss in beiden Bereichen gut sein."

Deshalb wäre es am schönsten, wenn nicht nur repariert und gestimmt, sondern tatsächlich gebaut wird. Ein handgefertigtes Klavier kommt - so ohne Mäzen - zwar nicht in Frage. Aber ein Cembalo braucht keine teuere Gussplatte. "Das zu bauen wäre spannend - für die Lehrlinge und für mich." Die Idee ist geboren! Möglichst bald soll sie umgesetzt werden. Zum Verkauf muss allerdings ein Liebhaber gefunden werden. Goeckes Erfahrungswert lautet: Auf 100 Klaviere kommt ein Cembalo.